Atalanta Bergamo - Sturm Graz
- tob7ias
- 11. Nov. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Die Spannung steigt, die Vorfreude ist da und es kribbelt schon in den Fingerspitzen. Der SK Sturm Graz bestreitet in der vierten Runde der UEFA Europa League das zweite Auswärtsspiel bei Atalanta Bergamo. Für mich ist es die erste Auswärtsreise zu einem internationalen Sturm-Spiel und dementsprechend etwas ganz Besonderes.
Die Vorzeichen vor dieser Partie sprechen zwar klar für die Italiener, die in der heimischen Liga zu den Spitzenmannschaften zählen und auch die Europa League Gruppe D anführen. Das ausgeglichene und offensivfreudige 2:2 im Hinspiel in Graz sollte allen Grund für Optimismus bei den Anhängern der Grazer geben. Blickt man aber auf die vergangenen drei Spiele nach besagtem Duell mit Atalanta, lässt sich eine abfallende Leistungskurve in vielen Teilen der Mannschaft erkennen. Es bleibt daher ungewiss, welches Gesicht Sturm nun an diesem Donnerstagabend zeigt. Gewiss hingegen ist nicht nur der Name des Stadions in Bergamo, sondern auch, dass es nach den Niederlagen zuletzt einen beherzten Auftritt brauchen wird, um hier einen oder sogar drei Punkte aus Norditalien zu entführen.
Getreu dem Motto „Sturm Graz olé, Sturm Graz olé, Ich steh zu dir bei Sonne Regen oder Schnee“, trotzten mein Papa und ich dem Niederschlag von Bergamo und bahnten uns den Weg vom Hotel zum Gewiss Stadium, dem Ort des Geschehens. Eingepackt in mehrere Schichten von Gewand inklusive Handschuhe, Haube und Regenschutz blieb ich geschützt vor der herbstlichen Frische eines Novemberabends wie diesem.

Hoffnungsvoller Beginn
Sturm Graz startete mit einer ansteckenden Entschlossenheit in die Partie, die man auch als Fan neben dem Platz spürte. Anstatt sich zu verstecken und dem Gegner das Spiel zu überlassen, konnte man selbst gut mithalten und sicherte sich durch frühe Ballgewinne immer wieder Ballbesitzphasen. Die erste nennenswerte Gelegenheit konnten die Grazer durch Dimitri Lavalee verbuchen. Sein Abschluss aus der zweiten Reihe in Minute 16 ging jedoch Richtung Oberrang der heimischen Fans.
Atalanta ist ebenso wach
Von den Hausherren überzeugte insbesondere Ademola Lookman. Der pfeilschnelle Flügelstürmer sorgte mit seinen Tempodribblings in mehreren Aktionen für Gefahr. Seine erste scharfe Flanke zur Mitte wurde gerade noch von einem Sturm-Verteidiger geklärt, bevor die Nummer 90 Atalantas, Gianluca Scamacca die Kugel erwischen konnte. Bis zu seiner Auswechslung in der 62. Minute blieb Lookman ein wichtiger Faktor, den es zu beachten galt. Atalanta Bergamo bot durchaus Räume an, die die Grazer aber aufgrund von eigenen Fehlern nicht nutzen konnten. Ungenaue Pässe machten jede Konterchance zunichte. Auch hohe Bälle brachten wenig Erfolg ein. Gegen die robusten Innenverteidiger der Italiener biss man sich in Person von Stürmer Manprit Sarkaria wieder und wieder die Zähne aus. Ein sehenswerter Volley, wieder von Lavalee, markierte die wohl beste Chance für Sturm Graz vor der Pause. Diesmal fehlte nicht viel. Den einzigen Schuss aufs Tor verzeichnete in Halbzeit eins die Heimmannschaft durch Davide Zappacosta, kein Problem für Kjell Scherpen. Insgesamt lieferten sich die beiden Teams bis zur Pause einen offenen Schlagabtausch, bei dem vorrangig die Defensiven brillierten.
Kalte Dusche für Sturm
In Halbzeit zwei zeichnete sich ein anderes Bild als noch vor der 15-minütigen Pause ab. Mit einer unbändigen Überzeugung und Durchsetzungskraft startete Atalanta nach Wiederanpfiff ihren Offensivmotor. Plötzlich übernahmen sie das Zepter und hatten viel mehr Ballbesitz. Das 1:0 in der 50. Minute, eine logische Konsequenz aus der gewonnenen Spielkontrolle. Nach einer Ecke schaffte es der Grazer Defensivverbund nicht, den Ball entscheidend zu klären, der fiel dann mitten im Strafraum vor die Füße von Berat Djimsiti und der Innenverteidiger brauchte nur noch zu verwandeln. Sehr zur Freude der knapp 15.000 Zuschauer im lombardischen Dauerregen bejubelten die schwarz-blau gekleideten Akteure die verdiente Führung.
Eine Nummer zu groß
Infolgedessen schnürten die Bergamasken die Grazer komplett in ihre Hälfte ein. Die Dominanz war ab dem Zeitpunkt des Treffers klar zu erkennen. Ein kurzer Hoffnungsschimmer erschien durch den Abschluss des eingewechselten Tomi Horvat. Doch auch ihm gelang es wie seinen Kollegen nicht, das Gehäuse von Juan Musso zu treffen. So richtig zu strahlen wusste im Gegensatz dazu weiterhin das Heimteam, das sich weitere Großchancen herausspielte. Beispielsweise beim Versuch von Mario Pasalic in Minute 70 hatten schon viele den Torschrei auf den Lippen. Am Ergebnis änderte sich bis zum Schluss nichts mehr. Atalanta Bergamo verteidigt damit den ersten Platz in der Gruppe, während Sturm Graz mit leeren Händen und Platz drei die Heimreise antreten musste. Immerhin bleibt die mehr als realistische Chance, den dritten Tabellenrang zu behalten und international zu überwintern, trotz der Niederlage aufrecht.

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